China ist bereits Weltmeister im Outbound-Tourismus – 2013 reisten nach Angaben der Nationalen Chinesischen Tourismusbehörde 98 Millionen Chinesen ins Ausland und gaben dabei 129 Milliarden US Dollar aus.
Obwohl rund 90% der chinesischen Reisenden in Asien bleiben, wird Europa für die wachsende chinesische Mittel- und Oberschicht zunehmend interessanter. Dieser Umstand und die derzeit fehlenden Urlaubsgäste aus Russland sollten die einheimische Tourismusbranche spätestens jetzt zum Handeln bewegen.
Weshalb reisen die Chinesen so gerne?
„Es ist besser 10.000 Meilen zu reisen als 10.000 Bücher zu lesen“, besagt ein altes chinesisches Sprichwort. Reisen war und ist ein wichtiger Teil des Bildungsprozesses. Aber erst seit weniger
als zwei Jahrzehnten sind die Tore des Lands wieder offen. Neben dem Besuch von Sehenswürdigkeiten und der Suche nach Entspannung möchten die Urlauber durch die Reise in ferne Länder auch ihr
Prestige und Ansehen verbessern; schließlich gehören sie der Oberschicht der Bevölkerung an.
„Basis-Ausstattung“ für chinesische Gäste
Die Basis-Infrastruktur muss an chinesische Gäste angepasst werden, wie z.B.
Produktanpassung:
- Hotels – Sind die Mitarbeiter geschult und auf chinesische Verhaltensweisen vorbereitet? Sind die Einrichtungen wie z.B. Wasserkocher, WLAN, chinesisches Fernsehprogramm vorhanden? Ist chinesisches Frühstück (warm) auf dem Speiseplan? Gibt es Adapter für chinesische Elektrogeräte? Gibt es Essstäbchen anstatt Besteck?
- Einzelhandel – Haben Sie die richtigen Marken bzw. das richtige Produktsortiment? Gibt es attraktive und verkaufsfördernde Aktivitäten?
- Zahlungssystem – Ist UnionPay vorhanden?
Marketing:
- Kommunikation – sind Homepage, Speisekarten, Anleitungen, Prospekte usw. in chinesischer Sprache? Finden Ausführung und Gestaltungen genügend Anklang?
- Channels – Sind Sie bereits auf chinesischen Buchungsportalen, Suchmaschinen bzw. Social Media präsent?
Darf es ein bisschen mehr sein? Die Trends
Immer noch haben viele Europäer den Eindruck, dass chinesische Touristen nur in Gruppen reisen. Sie fahren durch 12 Länder in 7 Tagen, knipsen Fotos von berühmten Sehenswürdigkeiten und räumen beim Shoppen ganze Geschäfte leer….
Obwohl Gruppenreisen immer noch an erster Stelle stehen, möchten die erfahreneren, unabhängigen chinesischen Touristen etwas Besonderes erleben. Individualität und Nischenprodukte sind gefragt, wie z.B.:
- Weinkultur/Gourmet-Reisen – immer mehr Chinesen werden zu wahren Weinliebhabern
- Natur – Berge, Seen, Almen, Gletscher… frische, klare Luft kennen die meisten chinesischen Großstädter meist nur aus dem Fernsehen oder aus Magazinen…
- Sport – Skifahren, Golf, Radfahren, Bergsteigen, Klettern, Tauchen, Segeln…
- Kultur – Musik, Museen, Theater… ist Kitsch überhaupt noch „In“ bei den Chinesen?
- Bildung – Sprachkurse, Kunst, Kochkurse…
- Gesundheit, Schönheit, Wellness…früher eher noch ein Stiefkind, heute Teil eines jeden Urlaubs
- Spezielle Anlässe – teure Hochzeiten im Ausland liegen bei wohlhabenden Chinesen stark im Trend
- Business – z.B. Investmentbesichtigungen, Immobilienkauf……sind Sie darauf vorbereitet wenn ein Gast sie danach fragt?
Die Tourismusbranche muss die Chance jetzt nutzen und entsprechende Angebote erstellen und eine angepasste Infrastruktur schaffen, denn der frühe Vogel fängt bekanntlich den Wurm…
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